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Nachhaltigkeit

Nachhaltige Alternativen: Wie ein Fahrzeuginterieur grüner werden kann

Veröffentlicht am 8.2.2023
Nachhaltige Alternativen Interieur

Beim Erkunden der Welt des nachhaltigen Fahrens hatten wir das Vergnügen, mit Sebastian Wandtke, Senior Manager Innovation bei Faurecia Interiors, zu sprechen. Als Teil der FORVIA-Gruppe ist Faurecia ein führender Innovator, der die Mobilität umweltfreundlicher macht, mit einem einzigartigen und umfassenden Ansatz für die automobilen Herausforderungen von heute und morgen. Sitze und Innenausstattung sind zwei Hauptbereiche, in denen Faurecia tätig ist. Sebastian gewährt uns einen Blick hinter die Kulissen der vielfältigen Wege des automobilen Technologieführers zu einer nachhaltigeren Mobilität.

Wie kann man den Innenraum von Fahrzeugen wirklich nachhaltig gestalten? Haben Sie ein Beispiel für uns?

Wir sprechen von drei Hauptsäulen der Nachhaltigkeit: Weniger verwenden, besser verwenden, länger verwenden. Das bedeutet, dass wir in der Produktion besonders darauf achten, Energie einzusparen, Abfall zu reduzieren und unsere Logistikprozesse zu optimieren. Das Ziel ist es, einen Mehrwert für unsere Kunden zu schaffen, ohne dafür mehr Material einsetzen zu müssen – deshalb denken wir Nachhaltigkeit von der ersten Designskizze an. Ein weiterer wichtiger Baustein ist die zunehmende Integration nachhaltiger Materialien unserer neu etablierten Marke MATERI’ACT. Der dritte Aspekt „länger nutzen“ umfasst die Recyclingfähigkeit, Aufrüstbarkeit und Modularität unserer Produkte: Wir wollen die Lebensdauer unserer Module verlängern, indem wir sie nicht nur nachhaltig produzieren, sondern auch ersetzen, aufarbeiten oder aufrüsten können.

Welche Rohstoffe werden in Faurecia-Teilen verwendet?

Im Bereich Interieur, also in Instrumententafeln, Mittelkonsolen und Türverkleidungen, verwenden wir heute überwiegend Kunststoffträger aus Materialien wie Polypropylen, die mit Dekor kaschiert werden können, beispielsweise aus Echtleder, Kunstleder, Textil oder PVC.

Können Sie konkrete Beispiele für emissionsarme Alternativen nennen, die heute herkömmliche Materialien ersetzen können? Und in welchen Bauteilen werden sie eingesetzt?

Unsere neu gegründete Marke MATERI’ACT entwickelt, beschafft, produziert und verkauft Materialien mit geringem und extrem geringem Fußabdruck mit bis zu 85 % CO2-Reduktion im Vergleich zu aktuellen Materialien. Die Produktpalette umfasst recycelte, biobasierte und kohlenstoffbindende Verbindungen, biobasierte Folien, CO2-arme Kohlenstofffasern und grünen Stahl für die Automobilindustrie und darüber hinaus. So werden wir beispielsweise die Naturfasern des Hanfs nutzen, um optisch und haptisch ansprechende Oberflächen im Cockpit zu schaffen.

Woran arbeiten Sie gerade? Gibt es Innovationen, von denen Sie uns berichten können?

Einerseits treiben wir mehrere Innovationsprojekte voran, um die Modularität und Zirkularität unserer Instrumententafeln, Mittelkonsolen und Türverkleidungen zu erhöhen. Andererseits ist der sogenannte Mono-Material-Ansatz ein wichtiges Thema in unseren Produktfamilien: Alle Bestandteile eines Bauteils sollten aus einer Materialfamilie stammen, um das Bauteil vollständig recyceln zu können, ohne vorher unterschiedliche Materialien trennen zu müssen .

Wie lange dauert es im Durchschnitt, bis aus einer innovativen Idee ein serienreifes Produkt wird?

Wenn alle Beteiligten aufeinander abgestimmt sind, können wir schnell sein – hier sprechen wir von einem Zeitraum von 9 bis 12 Monaten. Wenn komplexere Materialien oder Prozesse entwickelt werden müssen, sprechen wir eher von ein bis zwei Jahren von der Idee bis zum validierten Produkt und Prozess.

Wenn es um nachhaltige Mobilität geht, denken die meisten zuerst an alternative Antriebe und emissionsfreie Kraftstoffe – doch inwiefern kann ein nachhaltigeres Interieur auch die CO2-Bilanz von Fahrzeugen verbessern?

Hier findet derzeit ein Wahrnehmungswandel statt: Megatrends wie Elektrifizierung, autonomes Fahren und das Auto als „Third Place“ machen das Interieur, sein Design und seine Nachhaltigkeit immer wichtiger für den Endkunden und für die CO2-Bilanz. Unsere Kunden erwarten von uns ein nachhaltiges Interieur. Auf der CES 2023 stellen wir beispielsweise ein Innenraumkonzept vor, das durch Leichtbauarchitekturen, nachhaltige Materialien und energieoptimierte Elektronik die CO2-Emissionen um 45 % reduziert.

Was denken Sie: Wird es in Zukunft möglich sein, ein 100 % klimaneutrales Interieur zu produzieren?

Ja, es ist definitiv unser Ziel, den OEMs Lösungen anzubieten, um ihre ehrgeizigen CO2-Verpflichtungen zu erfüllen. Zunächst werden wir unsere Produktion auf Ökostrom umstellen, um emissionsfreie Produktionsprozesse zu implementieren. In einem nächsten Schritt beziehen wir die Zirkularität der Einzelteile jedes Produkts von Anfang an mit ein, um Abfall zu reduzieren und die Recyclingfähigkeit zu erhöhen. Das kann nur funktionieren, wenn nachhaltige Materialalternativen mit extrem niedrigem CO2-Fußabdruck zur Verfügung stehen.

Die Automobilindustrie sieht sich aufgrund ihrer Verantwortung im Kampf gegen den Klimawandel großen Erwartungen von Politik und Gesellschaft ausgesetzt – welchen Beitrag kann Faurecia zur Erreichung der Klimaziele leisten?

Faurecia setzt neue Maßstäbe in der Produktion und Integration nachhaltiger Materialien – deshalb haben wir MATERI’ACT gegründet. Als Systemintegrator mit jahrzehntelanger Erfahrung sind wir jedoch nicht nur in der Lage, die richtigen Materialien zu entwickeln – wir verfügen auch über innovative Produktkonzepte und den industriellen Fußabdruck, um die Massenproduktion zu ermöglichen, um neue Maßstäbe im Markt zu setzen.

Vielen Dank Herr Wandtke, für die Zeit und die sehr interessanten Einblicke in die Nachhaltigkeitsbemühungen Ihres Unternehmens! Wir sind gespannt auf die vielen Innovationen, die wir sicherlich von Ihnen kommen sehen werden.

Frau und Mann im Gespräch

Fachexperte Alphabet

im Auftrag von Alphabet

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